Abschlussbericht der Taskforce zur Untersuchung des Energiesektors
veröffentlicht am 22.07.2025
Was Konsument:innen wissen sollten
Die Preise für Strom und Gas sind in den letzten Jahren stark gestiegen – viele Haushalte mussten plötzlich deutlich mehr zahlen. Energie wurde damit zu einem der größten Preistreiber im Alltag. Um die Ursachen dieser Entwicklung zu verstehen und mögliche Lösungen zu finden, haben die E-Control und die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) im Jahr 2022 eine gemeinsame Taskforce gegründet. Im jetzt vorliegenden Abschlussbericht werden viele Probleme und klare Handlungsempfehlungen aufgezeigt.
Warum war Energie so teuer?
Die Ursachen für die massiven Preissteigerungen liegen unter anderem im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Dadurch sind Gaslieferungen nach Europa eingebrochen, weshalb die Großhandelspreise enorm anstiegen. Zusätzlich führten Kraftwerksausfälle im Sommer 2022 zu einer niedrigeren Stromproduktion. Alles in allem explodierten die Strom- und Gaspreise auf den Großhandelsmärkten regelrecht. Viele Energieunternehmen haben diese Entwicklungen genutzt, um ihre Preise stark zu erhöhen – zum Teil sogar über das notwendige Maß hinaus.
Die Haushaltspreise erreichten in Österreich 2022 und 2023 ihre Spitze. 2023 kam es bei einigen Anbietern zu ersten Senkungen und 2024 setzte sich dieser Trend fort. Allerdings hat die Taskforce festgestellt, dass die Unterschiede zwischen einzelnen Tarifen extrem hoch waren. So gab es etwa Stromtarife zu Preisen über 60 Cent pro Kilowattstunde (c/kWh) während andere Haushalte zur gleichen Zeit unter 6 c/kWh zahlten. Das ist vor allem auf unterschiedliche Einkaufsstrategien der Anbieter zurückzuführen.
Die Taskforce konnte auch feststellen, dass die Preise mancher Anbieter den staatlichen Stromkostenzuschuss (oft auch „Strompreisbremse“ genannt) fast bis zur gesetzlichen Obergrenze ausnutzten. Ob sich das aus vertraglich vereinbarten Indizes ergab oder ob ein Kalkül dahintersteckte, muss weiter untersucht werden.
Zu wenig Wettbewerb – zu viel Marktmacht
Ein zentrales Problem ist laut Bericht der unzureichende Wettbewerb. Viele Versorger bieten ihre Produkte nur in der eigenen Region an. Dort haben sie enorm hohe Marktanteile von bis zu 98 %. Außerdem sind zahlreiche Energieunternehmen wirtschaftlich miteinander verflochten. Das kann dazu führen, dass sich Unternehmen nicht mehr gegenseitig unterbieten, sondern Preise auf hohem Niveau stabil halten. Die Taskforce empfiehlt daher strengere Regeln für Beteiligungen, mehr Transparenz bei Eigentümerstrukturen und ein verpflichtendes, österreichweites Produktangebot durch die Anbieter.
Große Preisunterschiede – und viele wechseln trotzdem nicht
Trotz hoher Preise und attraktiver Alternativangebote wechseln viele Haushalte ihren Anbieter nicht. Die Gründe dafür sind vielfältig: Unsicherheit, fehlendes Wissen über den aktuellen Vertrag, komplizierte Preisstruktur und mangelnde Transparenz. Mehr als 80 % der Gaskund:innen kennen laut E-Control ihren aktuellen Arbeitspreis nicht. Gleichzeitig kann ein jährlicher Anbieterwechsel mehrere hundert Euro einsparen.
Gerade in Bundesländern mit starker Dominanz einzelner Anbieter ist die Wechselrate besonders niedrig. Die Behörden fordern daher mehr Aufklärung, einfachere Produkte und bessere Vergleichsmöglichkeiten.
Was bedeutet das für mich als Konsument:in?
Wenn man den eigenen Energieanbieter schon länger nicht mehr oder noch nie gewechselt hat, lohnt sich jetzt ein genauer Blick in den Vertrag. In vielen Fällen ist der aktuelle Tarif deutlich teurer als andere am Markt verfügbare Angebote. Am einfachsten nutzt man den Tarifkalkulator der E-Control, um das persönliche Einsparpotenzial zu ermitteln.
Beispiel: Ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh Strom oder 15.000 kWh Erdgas kann durch einen Anbieterwechsel von einem teuren zu einem günstigen Tarif aktuell bis zu 400 Euro pro Jahr sparen. Je nach Region und bisherigem Anbieter kann die Ersparnis sogar noch größer ausfallen.
Fazit: Informieren, vergleichen, sparen!
Die Energiekrise hat gezeigt, wie wichtig ein fairer und funktionierender Markt ist. Die Taskforce liefert klare Vorschläge für eine bessere Zukunft – aber auch Konsument:innen können schon jetzt aktiv werden. Informieren Sie sich regelmäßig, vergleichen Sie Preise und scheuen Sie sich nicht davor, zu wechseln. Denn wer informiert ist, spart nicht nur Geld, sondern stärkt auch den Wettbewerb – und das hilft letztlich allen Verbraucher:innen in Österreich.
Grundsätzliche Informationen zum Strom- und Gasmarkt und den Anbieterwechsel werden auf der Website der E-Control bereitgestellt. Es gibt auch eine Beratungshotline und ein Kontaktformular zum persönlichen Kontakt. Nähere Informationen finden Sie hier.
Der Abschlussbericht ist im Volltext unter e-control.at/publikationen/untersuchungen abrufbar.