China-Shops tarnen sich als österreichische Familienbetriebe

veröffentlicht am 15.09.2025

Gefälschte Tradition, hohe Rücksendekosten: Konsument:innen tappen in Onlinefallen

Wie help.orf.at berichtet locken dubiose Onlineshops in sozialen Netzwerken mit Namen wie „Schneider-Vienna“ oder „Cecile-Wien“. Sie geben sich als heimische Familienunternehmen aus, sind aber in Wahrheit Anbieter aus Fernost. Die Folge für viele Käufer:innen: minderwertige Ware, teure Rücksendungen und kaum Chancen, ihr Geld zurückzubekommen.

Emotionale Werbung mit falscher Tradition

Auf Facebook, Instagram und Co. häufen sich Anzeigen vermeintlich österreichischer Shops. Namen wie „Schneider-Vienna“, „Cecile-Wien“ oder „Alpiner Stil“ sollen Vertrauen wecken. Mit Bildern in Trachtenoptik und rührseligen Geschichten über tragische Schicksalsschläge inszenieren sich die Betreiber als kleine Betriebe, die angeblich vor dem Aus stehen. Rabattaktionen von bis zu 80 Prozent verstärken den Eindruck, hier ein einmaliges Angebot zu verpassen. Doch hinter der Fassade steckt kein Wiener Handwerksbetrieb, sondern meist ein Unternehmen aus Fernost, das die Ware direkt von dort verschickt.

Verbraucherrechte oft nur Theorie

Grundsätzlich gilt in der EU das Verbraucherrecht auch bei Bestellungen außerhalb der Union. Wer also nicht korrekt über Rücksendekosten oder den Firmensitz informiert wurde, kann theoretisch den Kauf widerrufen. In der Praxis wird dieser Anspruch jedoch häufig zur Farce: unklare Rücksendeanweisungen, hohe Lagergebühren oder Zollprobleme machen es fast unmöglich, die Waren tatsächlich zurückzuschicken. Selbst wenn dies gelingt, nehmen viele Anbieter die Pakete schlicht nicht an. Für Betroffene heißt das: Sie bleiben auf den Kosten sitzen, trotz bestehendem Recht.

Käuferschutz nur bedingt wirksam

Zahlungsdienste wie PayPal oder Kreditkartenanbieter bieten zwar Käuferschutz, doch dieser greift nicht in allen Fällen. Nur wenn die bestellte Ware überhaupt nicht geliefert wird oder gravierend vom Angebot abweicht, besteht Aussicht auf Rückerstattung. Kommt jedoch ein Kleidungsstück, das zwar billig wirkt, aber grundsätzlich der Bestellung entspricht, bleibt der Schutz wirkungslos. Wer auf ein vermeintliches Designerstück zum Schnäppchenpreis setzt, darf keine makellose Qualität erwarten.

Rechtlich im Vorteil, praktisch machtlos

Selbst wenn Verbraucher:innen eindeutig im Recht sind, ist eine gerichtliche Durchsetzung gegen Anbieter in Drittstaaten wie etwa China kaum möglich. Verfahren im Ausland sind für Privatpersonen finanziell und organisatorisch nicht zu bewältigen. Die Folge: „Recht haben ja, Recht bekommen nein.“ Für viele bleibt lediglich der Frust über verlorenes Geld und ein wirkungsloser Widerruf.

Automatisierte Vertröstung statt Hilfe

Ein weiteres Muster sind endlose E-Mail-Verläufe mit angeblichen Kundendiensten. Die Antworten folgen oft einem standardisierten Schema: Fotos der Ware sollen geschickt, Formulare ausgefüllt werden. Es handelt sich hierbei um eine bewusste Verzögerungstaktik. Ziel sei es, Betroffene so lange hinzuhalten, bis sie entnervt aufgeben.

Wie Sie sich schützen können

Auffällig emotionale Werbung in sozialen Netzwerken sollte immer skeptisch machen. Zudem ist es ratsam, vor einem Kauf unbedingt folgende Punkte zu prüfen: Impressum, AGB, Rückgaberegelungen, Bewertungen auf verschiedenen Plattformen und die tatsächliche Existenz des Unternehmens über Kartendienste wie Google Maps. Wer wirklich in einem traditionsreichen Betrieb einkauft, findet dazu meist auch Belege außerhalb der Werbeanzeigen. Zwar erfordert diese Recherche Mühe, doch sie ist die wirksamste Methode, um teure Fehlkäufe zu vermeiden.

Alles zum Nachlesen finden sie hier im Artikel von help.orf.at.

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