noyb prüft intransparentes Scoring der CRIF – Betroffene können helfen
veröffentlicht am 11.06.2025
Die Datenschutz-NGO, noyb untersucht derzeit die Praktiken der Kreditauskunftei CRIF. Im Rahmen einer groß angelegten Aktion können Betroffene jetzt herausfinden, welche Daten CRIF über sie gespeichert hat und ob diese korrekt sind. Die Teilnahme ist kostenlos.
Die CRIF GmbH zählt zu den beiden größten Kreditauskunfteien in Österreich. Als solche sammelt das Unternehmen umfangreiche Informationen über alle in Österreich lebenden Personen, um deren Kreditwürdigkeit zu bewerten. Dabei erstellt CRIF sogenannte Scores, die Aufschluss darüber geben sollen, ob jemand voraussichtlich seine Rechnungen bezahlen wird können oder nicht.
Diese Bewertungen erfolgen meist im Verborgenen. Die Betroffenen erhalten weder Einsicht noch konkrete Informationen darüber, wie ihre Punktzahl zustande kommt. Die ermittelten Scores werden dann an Unternehmen weitergegeben – darunter Banken, Versicherungen, Telekomanbieter, Energieversorger und Online-Shops – die auf Grundlage dieser Werte über Vertragsabschlüsse entscheiden.
Datenschutzrechtlich fragwürdig
Aus Sicht von noyb bestehen erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit dieser Praxis. Es gibt Hinweise darauf, dass CRIF in erheblichem Umfang personenbezogene Daten speichert und verarbeitet – ohne ausreichende rechtliche Grundlage. Tatsächlich haben bereits mehrere Gerichte sowie die österreichische Datenschutzbehörde Datenschutzverstöße festgestellt. Allerdings sind diese Entscheidungen noch nicht rechtskräftig, da CRIF Berufung eingelegt hat.
Zweifelhafte Datenqualität
Nach Ansicht von noyb gibt es auch Grund zur Annahme, dass die von CRIF erstellten Scores häufig fehlerhaft oder ungenau sein könnten. Das hat konkrete Folgen: Verbraucher:innen werden unter Umständen von Online-Shops, Stromanbietern oder Mobilfunkunternehmen abgelehnt, ohne dass sie wissen, warum.
noyb ruft zur Beteiligung auf
Um diese Intransparenz und mögliche Datenschutzverstöße genauer zu untersuchen, startet noyb nun ein zweistufiges Projekt zur Aufklärung und gegebenenfalls rechtlichen Verfolgung der CRIF-Praktiken:
1. Recherchephase: Was weiß CRIF über dich?
Zunächst unterstützt noyb interessierte Personen dabei, ihre Daten bei CRIF anzufordern – ein Recht, das Verbraucher:innen laut Datenschutz-Grundverordnung zusteht. Die erhaltenen Informationen werden dann anonymisiert mit anderen Teilnehmer:innen verglichen, um Muster und Ungereimtheiten im Scoring aufzudecken. Dabei entstehen für die Teilnehmer:innen keine Kosten. Sollte CRIF die angeforderten Daten nicht (vollständig) herausgeben, könnten auch Ansprüche auf Schadenersatz bestehen.
2. Rechtliche Schritte: mögliche Sammelklage
Sollten sich im Rahmen der Analyse konkrete Datenschutzverletzungen zeigen, bereitet noyb rechtliche Schritte vor – etwa in Form einer Verbands- oder Sammelklage gegen CRIF und eventuell auch gegen beteiligte Unternehmen. Ziel ist es, das rechtswidrige Verhalten zu beenden und ggf. Schadenersatzansprüche durchzusetzen. Wer an der ersten Phase teilnimmt, wird bevorzugt eingeladen, sich an der Klage zu beteiligen – einfach und unkompliziert.
Wer in Österreich lebt und erfahren möchte, welche Daten CRIF über ihn oder sie gespeichert hat – und wie diese verwendet werden –, kann über die Website von noyb mitmachen. Klicken Sie dort auf den grünen "Jetzt teilnehmen!"-Button und melden Sie sich an.